Welche Zeitform ist besser:
Ich habe viel arbeiten müssen.
oder
Ich musste viel arbeiten?
Ist eine der zwei Formen häufiger?
Welche Zeitform ist besser:
Ich habe viel arbeiten müssen.
oder
Ich musste viel arbeiten?
Ist eine der zwei Formen häufiger?
Ich verstehe den Bezug zu Modalverben in der Frage ehrlich gesagt nicht. Warum soll die Anwesenheit eines Modalverbs standardsprachlich einen Unterschied im Tempusgebrauch bewirken? Ich habe von einem solchen Zusammenhang noch nie gehört.
Ganz generell löst die Frage, wann das Präsensperfekt und wann das Präteritum verwendet werden soll, bei Sprechern - Nichtmuttersprachlern ebenso wie Muttersprachlern - erhebliche Unsicherheit aus. Weil es vielen schwerfällt, zwischen den Tempora zu unterscheiden, ist darüber glücklicherweise aber auch schon vieles geschrieben worden. Zum Beispiel hier:
In Bezug auf Ihren Beispielsatz können Sie den dortigen ausführlichen Erklärungen auch entnehmen, dass zumindest keine der Zeitformen ausgeschlossen sein wird. Eine Präferenz kann sich jedoch aus dem Kontext ergeben. Diesen liefern Sie nicht mit. In einem Zusammenhang wie
würde man standardsprachlich etwa Präsensperfekt bevorzugen, weil das Arbeitenmüssen hier gerade den Zustand in der Sprechzeit (Jetzt bin ich erschöpft) bewirkt. Wenn Sie hingegen über Ihre anstrengende Kindheit berichten, wird dieser Bericht typischerweise im Präteritum stehen.
Was die Häufigkeit der beiden Tempora anbetrifft, ist zu konstatieren, dass das Präteritum in der geschriebenen Sprache im Allgemeinen häufiger als das Präsensperfekt auftritt. Siehe IDS, op. cit.:
In der gesprochenen Sprache ist der Gebrauch des Präsensperfekts allerdings häufiger als in der geschriebenen. Zudem gibt es regionale Unterschiede. So haben etwa oberdeutsche Dialekte schon bis Ende des 16. Jahrhunderts einen so genannten Präteritumschwund erfahren; dort sind Präteritalformen daher noch heute zumindest in der gesprochenen Sprache sehr selten. Es wird vermutet, dass sich diese Tendenz zunehmend nordwärts ausbreitet.
Was freilich vermutlich auch richtig ist, ist, dass Sprecher in der gesprochenen Praxis gewisse Konstruktionen eher scheuen werden als andere. Insofern ist es gut möglich, dass jemand die Form habe viel arbeiten müssen eher zugunsten der präteritalen Alternative zu vermeiden sucht, um nicht noch ein drittes Verb (haben) unterbringen zu müssen (Stichwort: Sprachökonomie). Tatsächlich ist etwa auch bekannt, dass eine gewisse Tendenz besteht, komplexe Prädikate eher ins Präteritum zu setzen (dazu Welke, Tempus im Deutschen, 2005, S. 340 ff.).
Das Modalverb hat mit diesem Unterschied nichts zu tun. Wie immer fokussiert das Imperfekt auf die Handlung selbst und das Perfekt auf die Auswirkung:
Ich musste viel arbeiten. Oft war ich schon um 5:00 auf den Beinen und erst um 23:00 im Bett, und an Freitagen...
Ich habe viel arbeiten müssen. Noch heute wache ich regelmässig um 7:00 auf und...
(Modalverben erlauben allerdings eine subtile Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen Perfekt-Konstruktionen:
Er hat hart arbeiten müssen. (He's had to work hard.)
Er muss viel gearbeitet haben. (He must have worked hard.)
Im Gegensatz zur Perfekt/Imperfekt-Unterscheidung wie von johnl beschrieben variiert diese Unterscheidung m.W. auch nicht regional.)